Biegen Sie jetzt links in die rue Berthe und Sie kommen zu der Place Emile Goudeau. Dort werden Sie dann einen Springbrunnen sehen und in Richtung dieses Springbrunnens ein Haus, auf dem „Bateau Lavoir“ (Wäscherschiff) steht. Gehen Sie auf das Haus zu.
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Sie befinden sich jetzt also auf der Place Emile Goudeau, ein Name der an einen Chansonier von Montmartre erinnert, der das Kabarett „Chat noir“ inspirierte, ein Mekka im Montmartre des 19. Jahrhundert.
1792 stand mitten auf diesem Platz ein riesiger Birnbaum und ein kühner Mann kam auf die Idee, ihn zu nutzen. Er errichtete um den Baum eine „guinguette“(Gartenwirtschaft) und in den Baum stellte er einen Tisch, an dem 12 Personen bequem zu Abend essen konnten. Wie man es sich vorstellen kann, hatte dieses Kabarett in diesem Viertel, in dem alles erlaubt war, einen gewaltigen Erfolg. Aber der Baum wurde letztendlich 1814 gefällt, vielleicht weil er zu alt und folglich gefährlich wurde. Das Gebäude mit der Aufschrift „Bateau Lavoir“, neben dem Sie stehen, steht an dem Ort, wo sich dieses berühmte Wäscher-Schiff befunden hatte, in dem zahlreiche Künstler zu Anfang des 20. Jahrhunderts lebten.
Lassen Sie uns einen Augenblick darüber sprechen oder aber gehen Sie zu dem nächsten Kapitel „kleine Straßen“ über. Sonst aber, was das Wäscher-Schiff angeht:
Das war eine ehemalige Pianofabrik, die in einfache Ateliers umgewandelt worden war:
Ungewisser Komfort: man sagte damals „weder Gas noch Wasser, aber auf allen Etagen Wanzen“. Der Name kam von einer unförmigen Einrichtung, die an die Laufgänge eines Schiffes erinnert oder spöttisch an seine einzige Wasserleitung.
Zahlreiche Künstler wohnten dort: Van Dongen, Vlaminck; Picasso zur Zeit seiner „rosa Periode“ und der „Demoiselles d’Avignon“, Braque, Juan Gris; Modigliani, um nur die berühmtesten zu nennen. Das Wäscher- Schiff empfing auch Schriftsteller wie Guillaume Apollinaire oder Max Jacob. Dieser in der Bretagne geborene Israelit führte im Montmartre-Viertel ein Bohemeleben.1909 offenbarte sich ihm das Christentum. Später wurde er von den Nazis verhaftet und starb im Konzentrationslager. Es wird erzählt, dass Max Jacob eines Tages, als er noch auf Montmartre wohnte, auf dem Bildschirm im Kino Gaumont Christus erschienen sei. Er ging zu einem Vikar von Montmartre, um ihm von dieser Erscheinung zu berichten. Der Vikar, der von der Verteufelung der Filmindustrie überzeugt war, reagierte mit scharfem Tadel: „ Wie kommt es, mein Sohn, dass Sie ins Lichtspieltheater gehen? „ Äh, mein Vater“, antwortete Max Jacob, „ist der Herr nicht auch dort erschienen?“. Das Wäscher-Schiff, das 1970 in Brand gesteckt wurde, ist jetzt restauriert und wird wieder von einer Künstlerkolonie bewohnt. Im Schaufenster können Sie Fotos vom Leben im Wäscher-Schiff zu Beginn des 20. Jahrhunderts sehen.
Photo "Le Bateau Lavoir 1, Paris 20 May 2014" by David McSpadden under CC BY 2.0