Die Straßenbahn ist das älteste Transportmittel der Welt. Die ersten Straßenbahnen erschienen zu Beginn des 19. Jahrhunderts und wurden von Pferden gezogen. 1830 wurden in Baltimore, New York und New Orleans erste Eisenbahnen gebaut.
Die weltweit erste elektrische Straßenbahn entstand in der Nähe von Sankt Petersburg in Russland und wurde durch Fyodor Pirotsky im Jahr 1880 getestet. Pirotsky installierte einen Elektromotor auf einem Doppeldeckerwagen. Die Stromversorgung erfolgte durch ein Miniaturkraftwerk, und der Strom wurde direkt über die Schienen übertragen. Leider interessierte sich im russischen Reich keiner für das Experiment. Es blieb nur ein Artikel in Zeitungen.
Heutzutage ist St. Petersburg die Straßenbahnhauptstadt in Russland und verfügt über ein mehr als 600 km langes Straßenbahnnetz. Diese Tatsache wurde in den 90er Jahren im Guinness-Rekordbuch erwähnt.
Die zweite Linie war die Straßenbahn Gross-Lichterfelde in Lichterfelde bei Berlin, die 1881 eröffnet wurde. Sie wurde von Werner von Siemens gebaut, der großes Interesse an dem von Pirotskiy veröffentlichten Artikel zeigte und den russischen Wissenschaftler um Rat bat.
Im Russischen Reich wurde die elektrische Straßenbahn 1892 in Kiew dauerhaft in Betrieb genommen.
In Moskau war die Straßenbahn im 20. Jahrhundert das Hauptverkehrsmittel. 1911 verbindeten die ersten Straßenbahnlinien A, B und V die Vororte des Gartenrings mit der Innenstadt. Die Moskauer nannten die Linien Annushka (Vernietlichung des Namens Anna), Bukashka (kleiner Käfer) und Verochka (Vernietlichung des Namens Vera).
Annushka wurde die Berühmteste und Beliebteste. Die Straßenbahn fuhr von den Yauzskiye-Toren zu den Prechistenskiye-Toren entlang der Böschungen Prechistenskaya, Kremlevskaya und Moscow, sodass die Passagiere einen wunderschönen Blick auf die Hauptstadt hatten. Besonders berühmt wurde die Straßenbahnstrecke nach der Veröffentlichung des Romans „The Master and Margarita“ von Mikhail Bulgakov mit der Episode mit Öl, das von Annushka auf den Straßenbahnschienen verschüttet wurde.
Heutzutage führt die Strecke vom Kaluzhskaya-Platz zur U-Bahnstation Chistye Prudy. In der Stadt gibt es auch die Straßenbahn-Taverne Annushka, in der Sie das Gericht „Brains of Berlioz“ probieren können, und das Museumstheater „Bulgakov House“, in dem Ausflüge mit der Straßenbahn „302-bis“ nach Bulgakov, Yesenin und Gorkiy angeboten werden.
Mit der Zeit haben Straßenbahnen ihren Vorteil gegenüber dem entwickelten U-Bahn-System und den komfortablen Autos eingebüßt, aber in einigen Vororten von Moskau sind Straßenbahnen die Hauptverkehrsmittel, mit denen die Menschen leichter zur U-Bahn gelangen können.
