In der Zwischenkriegszeit modernisierte die autonome Woiwodschaft Schlesien, die über eine eigene autonome Schatzkammer verfügte, intensiv ihre Schulinfrastruktur. Unter den damals geschaffenen Objekten ragen die in den Formen der avantgardistischen Moderne heraus, die den von den Woiwodschaftsbehörden unterstützten so genannten Funktionalismus vertreten. Die Popularität dieser modernen Lösungen entsprang dem durch die Konkurrenz mit Deutschland stimulierten Willen, die dynamische Entwicklung des 1922 an Polen angegliederten Teils Oberschlesiens hervorzuheben. Karol Schayer, Absolvent der Lemberger Polytechnischen Universität, Autor des Entwurfs für das Gymnasium in Nikolai – einer vierjährige Schule, die Absolventen einer sechsjährigen Grundschule weiterbildete – entwickelte sich zur führenden Figur der modernistischen Architektur in der Region. Das Gebäude, durch seine einfache, geometrisierte, symmetrische Formen gekennzeichnet, wurde in den Jahren 1928-1930 errichtet. Während des Krieges wurde die Anlage als Lazarett zunächst für Wehrmachtssoldaten, dann für die Rote Armee verwendet. Karol Schayer, der Polen nach dem Ausbruch des Krieges 1939 verließ, siedelte sich 1946 in Beirut an, wo er seine Tätigkeit fortsetzte und eine Reihe prestigeträchtiger Gebäude für die libanesische Metropole entwarf.