Frederic Speth
Frederic Speth (1851-1920) stammt aus einer Stuttgarter Arztfamilie. Als Neunzehnjähriger lässt er sich in Antwerpen nieder, wo er bald zum erfolgreichen Geschäftsmann avanciert. Speth zählt zu den überzeugt belgischgesinnten Mitgliedern der deutschen Kolonie. Er nimmt die belgische Staatsbürgerschaft an und seine Söhne dienen im belgischen Heer. Mit seiner zweiten Ehefrau Emilie Good bekommt er fünf Kinder, von denen einige eine aktive Rolle in der belgischen Politik übernehmen: Jean Speth wird Bürgermeister von Kapellen; Emilie wird Vorsitzende der „Nationale Federatie van Liberale Vrouwen“ und engagiert sich in Wohltätigkeit und dem Unterricht. Sie gründet u.a. das noch heute existierende „Home Philippe Speth“, das Kinder und Jugendliche auffängt, die in Schwierigkeiten sind. Das Heim ist nach ihrem Neffen benannt, der im Zweiten Weltkrieg an belgischer Seite fällt.
von Speth & co. zur American Petroleum Company
Als Frederic in Antwerpen ankommt, beginnt er zunächst bei der Import-Exportfirma Bärenklau & Co. 1888 gründet er unter dem Namen Fr. Speth & Co. einen eigenen Betrieb für Petroleumprodukte mit einer Niederlassung im Antwerpener Hafen. Für die Einfuhr von Petroleum ist die Schifffahrt von großer Bedeutung. Die Firma Speth & Co. lässt daher eines der ersten Tankschiffe Europas bauen. Speth reist in die VS und stellt Kontakt zu einer Ölgesellschaft in New Jersey her (der späteren Esso). Die sich daraus ergebende Zusammenarbeit, an der auch einige andere Geschäftsleute teilhaben, führt 1891 zur Gründung der „American Petroleum Company“, eines der ältesten und bekanntesten Petroleumunternehmen Antwerpens.
Ehemalige Bürogebäude und Pferdeställe
Der Gebäudekomplex, der sich hinter Hausnummer 24 verbirgt, wird 1904 nach einem Entwurf Rodolphe Franks errichtet. Unter dem wunderschönen Rundbogenfenster prangt heute noch die Aufschrift „American Petroleum Co“. Der Frauenkopf über dem Fenster, die Blumenmotive auf den Fliesen und die Tür aus Metall verleihen dem Gebäude sein prachtvolles Jugendstil-Aussehen. Hinter dem Tor befanden sich damals dreißig Pferdeställe, darüber lag ein Heuboden. Petroleum wurde damals mit Pferd und Karren von Haus zu Haus transportiert. Der Komplex wurde vollkommen umgebaut. Gleich führt uns unser Streifzug an der Hertsdeinstraat vorbei, wo die Hausfassade auf Höhe von Nr. 29 mit diesen Gebäuden verbunden ist.
Abbildungen
1. Frederic Speth (1851-1920).
2. Das Metalltor und die Tür im Jugendstil sind erhalten geblieben, ebenso wie die Holztischlerei an den Fenstern und der Dachgaube. (© Kris Vandevorst)
3. Fassadendetails im Jugendstil. (© Jo Braeken)
4. Die mehrstöckige Stallflügel, die das Hauptgebäude an der Clementinastraße mit dem Vorderhaus an der Hertsdeinstraße verbinden, boten im Erdgeschoss Platz für etwa 50 Pferdeboxen. (© Informatie Vlaanderen)
5. Kerosin wurde mit pferdegezogenen Benzinkarren in die Häuser geliefert. (© unbekannt)
6. Dank der Einrichtung von Lagern im ganzen Land konnte das Unternehmen Lieferungen in ganz Belgien durchführen. (© unbekannt)
7. Eine Rückerstattungsbescheinigung der American Petroleum Company in Antwerpen für zurückgegebene Verpackungen. (© unbekannt)
Gehen Sie jetzt bis zur Lange Batterijstraat. Ende des 19. Jahrhunderts gab es in diesem Viertel viele Arbeiterwohnungen und Sozialeinrichtungen. Heutzutage befindet sich hier noch das belgische Sozialamt OCMW. In der Korte Batterijstraat, einer kleinen Seitenstraße, die es heute nicht mehr gibt, standen früher zwei Waisenhäuser, die Adèle Grisar und Leonie Osterrieth errichtet haben.