Gegenreformation
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Reformation, Gegenreformation und Jesuiten. Drei Begriffe, die stark zusammenhängen. Sprechen wir kurz darüber, denn sie sind der Schlüssel zum Verständnis der Geschichte und Architektur des 16. Jahrhunderts. Aber auch hier können Sie jederzeit zum nächsten Kapitel übergehen. Gut: reisen wir ein Stück in die Geschichte zurück. Genauer gesagt zum 31. Oktober 1517. Denn an diesem Tag schlägt Luther, ein Augustinermönch und Theologieprofessor, an die Tore der Kirche von Wittenberg in Sachsen ein Dokument an, das ganz Europa erzittern lassen soll: seine berühmten 95 Thesen. Dabei handelte es sich um eine Liste aus 95 theologischen Diskussionsvorschlägen, die gewisse Missbräuche betrafen, die damals im Inneren der Kirche praktiziert wurden und vom Papst oft gutgeheißen wurden. Luther hatte anfangs gar nicht die Absicht, sich von Rom abzutrennen, aber die Diskussion mit den Vertretern des Papstes stellte sich bald als unmöglich heraus und endete de facto in der Reformation, also in der Entstehung des Protestantismus. Dieser hatte durchschlagenden Erfolg. Um den protestantischen Kritikpunkten zu entgegnen, berief Rom daraufhin ein großes Konzil ein, das in bestimmten Praktiken wieder Ordnung herstellen sollte. Dieses Konzil, das 1545 begann und 20 Jahre später endete, fand in Trient in den italienischen Alpen statt. Es war das berühmte Konzil von Trient, eines der wichtigsten in der Geschichte der Kirche. Aus ihm ging die Gegenreformation hervor, also alle Aktionen, die die römische Kirche unternahm, um zu versuchen, die von Luther und anderen protestantischen Predigern verführten Gläubigen zurückzugewinnen. Viele Kritikpunkte richteten sich gegen das Dogma selbst der katholischen Religion. Aber der Papst dachte, dass eine Antastung des Dogmas (vor allem dem Platz Marias) einer Versenkung des katholischen Glaubens gleich kam. Darin war er also unflexibel. Doch die Protestanten richteten sich auch gegen verschiedene religiöse Praktiken. Und dort konnte der Vatikan viel eher Ballast abwerfen. Nennen wir ein Beispiel: ein Kritikpunkt der Protestanten war die physische Trennung von Klerus und Gläubigen bei der Messe. Tatsächlich waren die damaligen Altäre von großen Barrieren, so genannten Lettnern, abgeschirmt. Die Messe wurde also abseits der Gläubigen gefeiert. Das Konzil von Trient verstand es, die Unzufriedenheit des Volkes zu bekämpfen, indem es den Lettner abschaffte und die Messe so für alle sichtbar machte. Die Gegenreformation war kurz gesagt in vollem Gange: sie musste zugleich bestimmte Praktiken modernisieren, Missbräuche sanktionieren und vor allem mit Händen und Füßen die Dogmen der katholischen Kirche verteidigen. Dazu benötigte man einen Missionsorden, der fähig dazu war, jeden Widerstand zu diskutieren statt systematisch niederzubrennen. Ein Orden, der nicht mit dem Gewicht der Vergangenheit belastet ist: somit war es ganz natürlich, dass der Papst den Jesuitenorden mit der Verbreitung der Gegenreformation in ganz Europa betraute. Eine Verbreitung, die sich auch in der Kirchenarchitektur nieder-schlug. Durch den Barock also.

Photo Paul III Titien after 1546 by Yelkrokoyade under CC BY-SA 3.0

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