Am 14. August 1879 eröffnete Leonhard Tietz ein Geschäft für Kurz,- Weiß,- und Wollwaren in der Ossenreyerstraße 31. Eine Vergrößerung erfolgte bald darauf durch einen Umzug in die Ossenreyerstraße 21. Gemeinsam mit Sally und Max Baumann, den Brüdern seiner Frau Flora, expandierte Tietz in den Folgejahren in den westdeutschen Raum, unter anderem nach Wuppertal, Köln und Düsseldorf. Im Jahr 1902 eröffnete Leonhard Tietz auf dem Grundstück Ossenreyerstraße 19 ein modernes Warenhaus. Die noch heute sichtbare Fassade stammt aus dem Jahr 1927. Leonhard Tietz verstarb am 14. November 1914. Die nächste Generation übernahm ab 1919 die Leonhard Tietz AG. Der älteste Sohn, Alfred Leonhard Tietz, wurde Generaldirektor. Er bildete bereits im März 1933 Vorstand und Aufsichtsrat um und zog sich aus dem Vorstand zurück. Ab Juli 1933 firmierte die Leonhard Tietz AG unter „Westdeutsche Kaufhof AG“. Im Jahr 1934 wurde Alfred Leonhard Tietz durch politischen Druck der Nationalsozialisten zum Zwangsverkauf seiner Aktienanteile gezwungen. Ähnlich erging es auch anderen Mitgliedern der Tietz-Familie. Sie mussten ihre Anteile an der Hermann Tietz OHG an die von den Gläubigerbanken gegründete „Hertie Kaufhaus-Beteiligungs-Gesellschaft m.b.H.“ abzugeben. So wies der aus den Anfangsbuchstaben gebildete Firmenname „Hertie“ bis zur Schließung des Hertie-Kaufhauskonzerns im Jahre 2009 auf Hermann Tietz und die Rolle der jüdischen Kaufmannsfamilie Tietz hin.
Quellen:
http://historische-warenhaeuser-stralsund.de
https://www.stralsundtourismus.de
Aktuelle Fotos: Piotr Lukaszek
Historische Fotos: Stadtarchiv Stralsund