Das Stadtpalais Liechtenstein ist einer von zwei Wiener Palästen der Fürstenfamilie von Liechtenstein. Der Palast wurde zwischen 1692 und 1705 vom italienischen Architekten Domenico Martinelli und dem Schweizer Architekten Gabriel de Gabrieli erbaut. Glücklicherweise entkam es während des Zweiten Weltkriegs der Zerstörung, als Bomben in der Nähe niederbrachen. Es wird immer noch von der Fürstenfamilie als privater Wohnsitz genutzt. Nach der Restaurierung im Jahr 2013 beherbergt der Palast den Teil der fürstlichen Kunstsammlung aus dem 19. Jahrhundert, während im Liechtensteiner Gartenpalast Kunstwerke aus dem 16. bis 18. Jahrhundert gezeigt werden.
Es ist das Majoratshaus der Fürsten von Liechtenstein und befindet sich nach wie vor im Besitz des Fürstenhauses Liechtenstein. Das Gebäude gilt als erstes bedeutendes hochbarockes Bauwerk in Wien.
Der Bau des Palais begann 1691 im Auftrag von Dominik Graf Kaunitz unter der Leitung von Domenico Martinelli und unter Verwendung von Plänen von Enrico Zuccalli. Steinmetzaufträge erhielten der Wiener Meister Michael Khöll sowie aus dem kaiserlichen Steinbruch Hof-Steinmetzmeister Ambrosius Ferrethi und dessen Schwiegersöhne Giovanni Battista Passerini und Martin Trumler.[1]
Fürst Johann Adam I. von Liechtenstein kaufte das noch unfertige Palais 1694, bestimmte es als Majoratshaus und ließ den Bau durch Gabriel de Gabrieli und Martinelli bis 1705 vollenden. An der Seite zur Bankgasse wurde von Martinelli das erste monumentale Barockportal Wiens errichtet. Das Seitenportal am Minoritenplatz und das Stiegenhaus werden mit Johann Lucas von Hildebrandt in Verbindung gebracht. Die skulpturale Ausstattung an den Portalen, an der Attika und in den Innenräumen stammt von Giovanni Giuliani, der Stuck von Santino Bussi. Die Hauptstiege aus Kaiserstein wurde 1699 von den Wiener Meistern Michael Khöll und Wolfgang Steinböck errichtet, wobei die Stiegenstaffeln aus Kaisersteinbruch kamen.
Bis 1806 befand sich im 2. Stockwerk die Liechtensteinische Bildergalerie. Dann wurde das Palais an die Erzherzöge Johann und Ludwig vermietet, und die Kunstwerke wurden in das Gartenpalais in der Rossau gebracht. Später war im Stadtpalais die russische Gesandtschaft einquartiert.[2]
Fürst Alois II. wollte das Palais wieder selbst nutzen und ließ das Haus in den Jahren 1836 bis 1847 durch Peter Hubert Desvignes innen ausbauen; mit der Durchführung wurde Carl Leistler beauftragt, der als einen mehrerer Subunternehmer Michael Thonet heranzog.[3] Die Kosten der neuen Ausstattung sollen an die elf Millionen Gulden betragen haben.
Im Palais wurden im Auftrag des Fürsten technische Vorrichtungen angebracht, die Aufsehen erregten. Unter anderem gab es Türen, die auf einer Seite verspiegelt waren und die man hochziehen und wenden konnte,[3] einen Aufzug und eine Haussprechanlage. Die größte Dekorationsfülle und technische Raffinesse wurde für den Tanzsaal aufgewandt: Er ist von drei Korridoren umgeben und kann durch Hochziehen der besagten Türen um diese Räume vergrößert werden, zudem sind sie drehbar und teils verspiegelt.[4] Das Palais hieß im Volksmund auch Künstlerversorgungsheim, weil die Umbauarbeiten durch Desvignes knapp zehn Jahre in Anspruch nahmen.
Die Ausstattung des Palais durch Desvignes sprengte alle Vorstellungen des Wiener Biedermeiers und ist daher dem zweiten Rokoko zuzurechnen: elegante Bugholzböden von Michael Thonet, blumige Seidenbespannungen und Vorhänge von Wiener Firmen, ergänzt durch tonnenschwere Pariser Lüster, prägen nach der Restaurierung heute wieder die Innenräume.
Das Palais wurde sehr aufwändig restauriert und am 9. April 2013 von Fürst Hans Adam II. in Anwesenheit von Bundespräsident Heinz Fischer eröffnet. Es ist mit Kunstwerken aus den Fürstlichen Sammlungen ausgestattet und steht seit Mai 2013 an jedem zweiten Freitag zur Besichtigung bei Führungen sowie zur Nutzung durch (eingemietete) Veranstaltungen bereit.