Wilhelm von Tegetthoff (* 23. Dezember 1827 in Marburg an der Drau, Untersteiermark; † 7. April 1871 in Wien) war Vizeadmiral und Kommandant der österreichischen bzw. österreichisch-ungarischen Kriegsmarine.
Wilhelm von Tegetthoff wurde 1827 als Sohn des k.k. Oberstleutnants Franz Carl Gabriel von Tegetthoff und der Leopoldine Czermak, Tochter des Fürstenbergischen Amtsdirektors Josef Czermak, geboren.[4]Die Familie Tegetthoff war im 18. Jahrhundert von Maria Theresia geadelt worden, deren Initialen sie auch im Wappen führt. Mütterlicherseits war er mit dem Wiener Bürgermeister Baron Seiller verwandt.
Tegetthoffs Vorfahren stammten aus Westfalen. Urkundlich lassen sich diese bis ins 17. Jahrhundert nachweisen: Der Urgroßvater Wilhelm Tegetthoffs, Johann Wilhelm Tegetthoff, 1701 in Paderborn geboren, diente in der kaiserlichen Armee. Im Siebenjährigen Krieg als Rittmeister bei den Esterházy-Husaren, wurde er am 27. Juli 1765 in den erblichen Adelsstand erhoben. Er starb 1780 in Eisenstadt.
1854 wurde Tegetthoff zum Kommandanten des Kriegsschoners „Elisabeth“ berufen. Zu dieser Zeit wurden die Schiffe, auch die Kriegsmarine, intensiv auf die Dampfkraftumgerüstet. 1855 erhielt er das Kommando über den Raddampfer Taurus, der sein Einsatzgebiet im Donaudelta hatte, wo die Interessen Österreichs, Russlands und des Osmanischen Reichs aufeinander und auf das wachsende Selbstbewusstsein der dort siedelnden Völker stießen. Der junge Seeoffizier fiel dort durch hervorragende Leistungen auch im diplomatischen und organisatorischen Bereich auf.
1859/1860 nahm er, von Marinekommandant Erzherzog Ferdinand Max, Bruder von Kaiser Franz Joseph I., berufen, an der Reise des Erzherzogs nach Brasilien teil. Die weitere Karriere ging sehr schnell voran: 1861 wurde Tegetthoff zum Linienschiffskapitän befördert. Damit verbunden war das Kommando der österreichischen Flottenabteilung in der Levante.
Sein Sieg in der Seeschlacht von Lissa am 20. Juli 1866 gegen die italienische Flotte im Dritten Italienischen Unabhängigkeitskrieg machte ihn zu einem Seehelden. Für seine Rammtaktik gegen die überlegene italienische Flotte erhielt er das Kommandeurkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens und wurde zum Vizeadmiral befördert. Einen nicht geringen Anteil an diesem Sieg hatte der Festungskommandant von Lissa, Oberst David Freiherr von Urs de Margina, der die Italiener sehr geschickt in Schach hielt, bis der Admiral ihm zu Hilfe eilen konnte.
Als Wilhelm von Tegetthoff am 3. Juli 1867 von seinen Studienreisen zurückgekehrt war, beauftragte ihn Kaiser Franz Joseph I.persönlich mit der Heimholung des Leichnams seines am 19. Juni 1867 in Mexiko erschossenen Bruders Maximilian. Auf S.M. Fregatte Novara, auf der der spätere Kommandant der österreichischen Kriegsmarine und Kaiser von Mexiko einst als junger Erzherzog seine Laufbahn als Marineoffizier begonnen hatte, schiffte sich Tegetthoff ein, um die sterblichen Überreste seines großen Förderers in die Heimat zu bringen. Der Vizeadmiral konnte diese heikle Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit des Kaisers erledigen. Am 25. Februar 1868 erfolgte seine Ernennung zum Marineoberkommandanten und Chef der Marinesektion.
Admiral und Marinekommandant
Ferdinand Max war am 10. April 1864 zum Kaiser von Mexiko ausgerufen worden und hatte auf alle Funktionen in Österreich verzichten müssen. Von 1865 bis zu seinem Tode füllte Tegetthoff die Funktion eines Marinekommandanten aus. Erzherzog Leopold, ab 1865 Marinetruppen- und Flotteninspector, wurde von Franz Joseph I. am 25. Februar 1868 seines Postens enthoben. Der Kaiser ernannte gleichzeitig Vizeadmiral Tegetthoff in Nachfolge von Vizeadmiral Ludwig von Fautz zum Chef der Marinesektion und somit Stellvertreter des Reichskriegsministers für Marineangelegenheiten und gleichzeitig zum neuen Commandanten Sr. Majestät Kriegsmarine und vereinigte so alle Funktionen in seiner Person.[11] Durch die gebündelte Befehlsgewalt konnte er – gegen den Widerstand des Generalstabs – seine Reformvorhaben bezüglich der österreichischen Kriegsmarine in kurzer Zeit bis zu seinem frühen Tod vorantreiben. Seine Innovationen blieben bis zur Niederlage und zum Ende der Doppelmonarchie im Herbst 1918 in Kraft.
Tod[
Tegetthoff erkrankte 1871 im Alter von 43 Jahren an einer Lungenentzündung, an der er am 7. April 1871 verstarb. Sein Grab befindet sich auf dem St.-Leonhard-Friedhof in Graz. Er hinterließ seinen Brüdern sein gesamtes Vermögen: die bescheidene Summe von 267 Gulden und 40 Kreuzern. Einem Gulden des Jahres 1871 entsprechen in heutiger Kaufkraft rund sechs Euro.