Utrecht ist die Stadt, die durchaus Hauptstadt der Niederlande hätte werden können – sich aber ganz offensichtlich entschieden hat, dass es ihr auch so ganz gut geht. Hier läuft vieles ein wenig anders als in Amsterdam: Die Kanäle umrunden nicht nur die Straßen, sie versinken in zweistöckigen Uferanlagen. Es gibt noch mehr Fahrräder. Und statt eines prächtigen Rathauses steht auf dem zentralen Platz die Ruine einer mittelalterlichen Kathedrale.
Der ganze Stolz der Stadt ist der Domturm – die höchste Kirche des Landes. Einst war er Teil der gewaltigen Sankt-Martins-Kathedrale, doch im Jahr sechzehnhundertvierundsiebzig traf ein verheerender Sturm die Stadt und ließ das Kirchenschiff einstürzen. Der Turm blieb allein zurück. Die Utrechter beschlossen, ihn nicht wieder aufzubauen – und machten die Ruine zu einem Symbol ihrer Unabhängigkeit vom Schicksal.
Ein weiteres einzigartiges Merkmal ist das zweistöckige Kanalsystem. Früher wurden Waren direkt von den Schiffen in die Keller der Kanalhäuser entladen. Heute befinden sich auf diesen unteren Terrassen Cafés, Restaurants und kleine Werkstätten. Am Abend verwandelt sich die Stadt in ein gemütliches Labyrinth aus Lichtern, die sich im Wasser spiegeln.
Wer etwas Besonderes sucht, sollte die Universität Utrecht besuchen – eine der ältesten in Europa – oder den Null-Kilometer-Stein des römischen Straßennetzes aufspüren. Schließlich verlief hier einst die Grenze des Römischen Reiches.
Aber vielleicht kümmert sich Utrecht ohnehin nicht besonders um Grenzen – weder historische noch architektonische.